Samstag, 1. September 2012
Mitfahrgelegenheit Mohammed
Ein Parkplatz am Magdeburger Hauptbahnhof. Im Radio kommt gerade ein Bericht über die Razzia bei den Salafisten in Braunschweig, als ich um die Ecke biege, um meine Mitfahrgelegenheit bis Bamberg abzuholen. Der Magdeburger Bahnhof ist typisch ostdeutsch: Kein Mensch zu sehen. Nur ein im Kaftan gekleideter, langbärtiger Muslim mit einem Fes auf dem Kopf winkt mir zu. O Gott. Ääh, bei Allah. Unter seinem Umhang meine ich den Bombengürtel schimmern zu sehen, einen Koffer hat er nicht dabei, nur eine kleine Handtasche. Da ist bestimmt der Zünder drin. Das wird doch keiner von den Salafisten sein? Vielleicht ist das so ‘ne neue Masche von denen: Bei der Mitfahrgelegenheit 3 Stunden über den Koran reden, bis man nachgibt, kann ja keiner raus. Wieso traut der sich überhaupt nach Magdeburg?

Intuitiv schalte ich die Nachrichten lieber aus, während der Mann breit grinsend meine Beifahrertür aufreißt und mich mit lauter und kratziger Stimme begrüßt: „Hallo, Guten Tag! Mein Name ist Mohammed, sehr angenehm!“ Wenigstens ein höflicher Muslim. Er winkt einem weiter entfernten Ford Transit zu, um ihm Zeichen zu geben, dass alles okay ist. „Ist mein Bruder!“ Ich werde auf der Fahrt noch viele Brüder kennenlernen.

Ich gebe „Hauptbahnhof Bamberg“ ins Navi ein und starte es, dabei fällt mir ein, dass ich die Sprache immer noch nicht umgestellt habe, seit drei Monaten bekomme ich im österreichischen Dialekt gesagt, wie ich zu fahren habe: „So fahre er doch zu, auf dieser Strecke!“ Mohammed stutzt kurz und fällt dann in lautes Gelächter, bei dem er sich feste auf die Schenkel klopft. „Hahaha, was sagt er da? Ist das lustig, Andy!“

Eine Stunde später weiß ich, dass Mohammed Korangelehrter ist und vier Kinder hat: „Ältester Sohn von erste’ Frau, andere Kind’ von zweite Frau.“ Ich stutze. „Wieviele Frauen hast du denn?“ „Andy, erst habe ich gehabt eine Frau, Amira. Dann habe ich noch geheiratet zweite Frau Fadila. Aber irgendwie, hm…, Amira hat nicht verstanden, warum zweite Frau. Schade. Habe ich dann gesagt, okaaaay -Scheidung! Jetzt habe ich nur noch zweite Frau. Im Koran bin ich noch verheiratet mit Amira, aber im Gesetz, ich bin geschieden mit Amira.“

„Ist ja wie bei den Katholiken, die sind auch für immer verheiratet.“ „Ja Andy, aber wenn nicht klappt, klappt nicht.“ Verlegene Pause. Floskel Andy: „Eine Frau kann auch schon so viel Ärger wie zwei Frauen machen.“ Mohammed lacht wieder laut und klopft sich auf die Schenkel: „Hast du Recht, Andy, hast du Recht!“

Ich frage ihn vorsichtig nach seinem Beruf, was offensichtlich nicht leicht zu erklären ist. Scheinbar fährt er nur durch die Gegend und redet mit anderen Muslimen, die alles seine Brüder sind und er gibt Ratschläge. Gar nicht so einfach für mich, nicht auf das Thema Al Quaida und Salafisten zu kommen. Ich versuche vom Thema abzulenken. „Wie hat dir denn Magdeburg gefallen, Mohammed?“ Blöde Frage, denke ich mir. „Andy, ich habe wenig gesehen von Stadt, weil wir gestern lange diskutiert haben über Razzia bei Salafisten. Ein Bruder hat mich gefragt, was ich davon halte. Ich muss da diplomatisch sein, weißt du, auch die Salafisten sind meine Brüder. Also habe ich gesagt, dass unser Prophet Mohammed wollte, dass wir mit andere’ Menschen unsere Lebensweise teilen, aber auch andere Lebensweise akzeptieren. Nicht einfach Koran verteilen. Ein Mensch kann nichts anfangen, wenn er einfach nur hat Koran.“

Da hat er Recht, der Mohammed. Scheint ein Gemäßiger zu sein. „Was hast du für Beruf, Andy?“ Hm. Gar nicht so einfach. Ich erkläre ihm, dass ich herumreise, auf Bühnen auftrete, aktuelle Themen behandele und Menschen unterhalte. „Andy, dann machst du das Gleiche wie ich, dann bist du ja auch mein Bruder!“ Mohammed lacht, freut sich und klopft ausnahmsweise mal mir auf die Schenkel.

Nach ein paar Minuten Schweigen holt er ein Buch aus seiner Tasche. O nein. Jetzt holt er den Koran und will mich also doch bekehren. Er blättert und liest. Leise. Für sich. Um ihm einen Gefallen zu tun, frage ich ihn: „Das ist der Koran?“ Mohammed verneint stumm und erklärt, weiter in sein Buch vertieft: „Nein, Andy. Ist Bedienungsanleitung von meine’ Receiver zu Hause. Verstehe die Kiste nicht.“

Okay, wenn er in Ruhe gelassen werden will. Bitte schön. Drehe ich eben das Radio an und suche nach einem geeigneten Sender. „Mohammed, was hörst du für Musik?“ Ungläubig schaut Mohammed von seinem Buch ab und mich an: „Koran verbietet Musik, Andy!“

Ups. Tschuldigung. Ich schalte das Radio wieder aus. Empört greift Mohammed meine Hand: „Andy, nein! Du kannst hören! Ist kein Problem. Hörst du deine Musik und ich lese mein Buch, macht jeder, das was er will!“ Ich erinnere mich an meine Zeit im Klosterinternat. Damals hat mir mal einer der Mönche eine BRAVO aus der Hand gerissen, mir um die Ohren gehauen und in den Müll geworfen. Da durfte nicht jeder das tun, was er will.

Noch 50 Kilometer. Mohammed wird wieder gesprächiger und erzählt von seiner Pilgerfahrt nach Mekka. Dort hat er viele Freunde, pardon, Brüder kennengelernt, die auch in Deutschland leben. „Hast du nur arabische Freunde?“ „Nein, Andy, natürlich nicht. Ich habe viele Freunde aus Deutschland, aber auch Alaska, Georgien, Japan und ein Bruder aus Kroatien. Wir treffen uns oft in Köln.“ „Aha, in der Moschee?“ „Nein, Andy, bei Straßenfest.“ „Ach so. Und ihr redet dann alle arabisch?“ Mohammed klopft mir vorwurfsvoll auf die Schulter. „Andy! Wir reden Deutsch natürlich! Integration, Andy! Integration!!“ Mohammed lacht.

„Wieviel Freunde hast du aus andere Land?“ Oha. Erwischt. „Ähm, zwei.“ Mohammed grinst breit: „Andy, jetzt hast du drei!“

Wir kommen am Bahnhof an. Mohammed bedankt sich und ich muss ihm versprechen, mich zu melden, sollte ich mal wieder in Bamberg sein. Ein Foto darf ich nicht machen. Das verbietet der Koran. Ganz schön streng, der Koran. Aber filmen darf ich ihn. Leider habe ich das noch nie mit meinem Handy gemacht, so bin lieder nur ich auf dem Video zu sehen. Muss ich ihn eben mal besuchen, den Mohammed.

Video: Ein Parkplatz am Magdeburger Hauptbahnhof. Im Radio kommt gerade ein Bericht über die Razzia bei den Salafisten in Braunschweig, als ich um die Ecke biege, um meine Mitfahrgelegenheit bis Bamberg abzuholen. Der Magdeburger Bahnhof ist typisch ostdeutsch: Kein Mensch zu sehen. Nur ein im Kaftan gekleideter, langbärtiger Muslim mit einem Fes auf dem Kopf winkt mir zu. O Gott. Ääh, bei Allah. Unter seinem Umhang meine ich den Bombengürtel schimmern zu sehen, einen Koffer hat er nicht dabei, nur eine kleine Handtasche. Da ist bestimmt der Zünder drin. Das wird doch keiner von den Salafisten sein? Vielleicht ist das so ‘ne neue Masche von denen: Bei der Mitfahrgelegenheit 3 Stunden über den Koran reden, bis man nachgibt, kann ja keiner raus. Wieso traut der sich überhaupt nach Magdeburg?

Intuitiv schalte ich die Nachrichten lieber aus, während der Mann breit grinsend meine Beifahrertür aufreißt und mich mit lauter und kratziger Stimme begrüßt: „Hallo, Guten Tag! Mein Name ist Mohammed, sehr angenehm!“ Wenigstens ein höflicher Muslim. Er winkt einem weiter entfernten Ford Transit zu, um ihm Zeichen zu geben, dass alles okay ist. „Ist mein Bruder!“ Ich werde auf der Fahrt noch viele Brüder kennenlernen.

Ich gebe „Hauptbahnhof Bamberg“ ins Navi ein und starte es, dabei fällt mir ein, dass ich die Sprache immer noch nicht umgestellt habe, seit drei Monaten bekomme ich im österreichischen Dialekt gesagt, wie ich zu fahren habe: „So fahre er doch zu, auf dieser Strecke!“ Mohammed stutzt kurz und fällt dann in lautes Gelächter, bei dem er sich feste auf die Schenkel klopft. „Hahaha, was sagt er da? Ist das lustig, Andy!“

Eine Stunde später weiß ich, dass Mohammed Korangelehrter ist und vier Kinder hat: „Ältester Sohn von erste’ Frau, andere Kind’ von zweite Frau.“ Ich stutze. „Wieviele Frauen hast du denn?“ „Andy, erst habe ich gehabt eine Frau, Amira. Dann habe ich noch geheiratet zweite Frau Fadila. Aber irgendwie, hm…, Amira hat nicht verstanden, warum zweite Frau. Schade. Habe ich dann gesagt, okaaaay -Scheidung! Jetzt habe ich nur noch zweite Frau. Im Koran bin ich noch verheiratet mit Amira, aber im Gesetz, ich bin geschieden mit Amira.“

„Ist ja wie bei den Katholiken, die sind auch für immer verheiratet.“ „Ja Andy, aber wenn nicht klappt, klappt nicht.“ Verlegene Pause. Floskel Andy: „Eine Frau kann auch schon so viel Ärger wie zwei Frauen machen.“ Mohammed lacht wieder laut und klopft sich auf die Schenkel: „Hast du Recht, Andy, hast du Recht!“

Ich frage ihn vorsichtig nach seinem Beruf, was offensichtlich nicht leicht zu erklären ist. Scheinbar fährt er nur durch die Gegend und redet mit anderen Muslimen, die alles seine Brüder sind und er gibt Ratschläge. Gar nicht so einfach für mich, nicht auf das Thema Al Quaida und Salafisten zu kommen. Ich versuche vom Thema abzulenken. „Wie hat dir denn Magdeburg gefallen, Mohammed?“ Blöde Frage, denke ich mir. „Andy, ich habe wenig gesehen von Stadt, weil wir gestern lange diskutiert haben über Razzia bei Salafisten. Ein Bruder hat mich gefragt, was ich davon halte. Ich muss da diplomatisch sein, weißt du, auch die Salafisten sind meine Brüder. Also habe ich gesagt, dass unser Prophet Mohammed wollte, dass wir mit andere’ Menschen unsere Lebensweise teilen, aber auch andere Lebensweise akzeptieren. Nicht einfach Koran verteilen. Ein Mensch kann nichts anfangen, wenn er einfach nur hat Koran.“

Da hat er Recht, der Mohammed. Scheint ein Gemäßiger zu sein. „Was hast du für Beruf, Andy?“ Hm. Gar nicht so einfach. Ich erkläre ihm, dass ich herumreise, auf Bühnen auftrete, aktuelle Themen behandele und Menschen unterhalte. „Andy, dann machst du das Gleiche wie ich, dann bist du ja auch mein Bruder!“ Mohammed lacht, freut sich und klopft ausnahmsweise mal mir auf die Schenkel.

Nach ein paar Minuten Schweigen holt er ein Buch aus seiner Tasche. O nein. Jetzt holt er den Koran und will mich also doch bekehren. Er blättert und liest. Leise. Für sich. Um ihm einen Gefallen zu tun, frage ich ihn: „Das ist der Koran?“ Mohammed verneint stumm und erklärt, weiter in sein Buch vertieft: „Nein, Andy. Ist Bedienungsanleitung von meine’ Receiver zu Hause. Verstehe die Kiste nicht.“

Okay, wenn er in Ruhe gelassen werden will. Bitte schön. Drehe ich eben das Radio an und suche nach einem geeigneten Sender. „Mohammed, was hörst du für Musik?“ Ungläubig schaut Mohammed von seinem Buch ab und mich an: „Koran verbietet Musik, Andy!“

Ups. Tschuldigung. Ich schalte das Radio wieder aus. Empört greift Mohammed meine Hand: „Andy, nein! Du kannst hören! Ist kein Problem. Hörst du deine Musik und ich lese mein Buch, macht jeder, das was er will!“ Ich erinnere mich an meine Zeit im Klosterinternat. Damals hat mir mal einer der Mönche eine BRAVO aus der Hand gerissen, mir um die Ohren gehauen und in den Müll geworfen. Da durfte nicht jeder das tun, was er will.

Noch 50 Kilometer. Mohammed wird wieder gesprächiger und erzählt von seiner Pilgerfahrt nach Mekka. Dort hat er viele Freunde, pardon, Brüder kennengelernt, die auch in Deutschland leben. „Hast du nur arabische Freunde?“ „Nein, Andy, natürlich nicht. Ich habe viele Freunde aus Deutschland, aber auch Alaska, Georgien, Japan und ein Bruder aus Kroatien. Wir treffen uns oft in Köln.“ „Aha, in der Moschee?“ „Nein, Andy, bei Straßenfest.“ „Ach so. Und ihr redet dann alle arabisch?“ Mohammed klopft mir vorwurfsvoll auf die Schulter. „Andy! Wir reden Deutsch natürlich! Integration, Andy! Integration!!“ Mohammed lacht.

„Wieviel Freunde hast du aus andere Land?“ Oha. Erwischt. „Ähm, zwei.“ Mohammed grinst breit: „Andy, jetzt hast du drei!“

Wir kommen am Bahnhof an. Mohammed bedankt sich und ich muss ihm versprechen, mich zu melden, sollte ich mal wieder in Bamberg sein. Ein Foto darf ich nicht machen. Das verbietet der Koran. Ganz schön streng, der Koran. Aber filmen darf ich ihn. Leider habe ich das noch nie mit meinem Handy gemacht, so bin lieder nur ich auf dem Video zu sehen. Muss ich ihn eben mal besuchen, den Mohammed.

Ein Parkplatz am Magdeburger Hauptbahnhof. Im Radio kommt gerade ein Bericht über die Razzia bei den Salafisten in Braunschweig, als ich um die Ecke biege, um meine Mitfahrgelegenheit bis Bamberg abzuholen. Der Magdeburger Bahnhof ist typisch ostdeutsch: Kein Mensch zu sehen. Nur ein im Kaftan gekleideter, langbärtiger Muslim mit einem Fes auf dem Kopf winkt mir zu. O Gott. Ääh, bei Allah. Unter seinem Umhang meine ich den Bombengürtel schimmern zu sehen, einen Koffer hat er nicht dabei, nur eine kleine Handtasche. Da ist bestimmt der Zünder drin. Das wird doch keiner von den Salafisten sein? Vielleicht ist das so ‘ne neue Masche von denen: Bei der Mitfahrgelegenheit 3 Stunden über den Koran reden, bis man nachgibt, kann ja keiner raus. Wieso traut der sich überhaupt nach Magdeburg?

Intuitiv schalte ich die Nachrichten lieber aus, während der Mann breit grinsend meine Beifahrertür aufreißt und mich mit lauter und kratziger Stimme begrüßt: „Hallo, Guten Tag! Mein Name ist Mohammed, sehr angenehm!“ Wenigstens ein höflicher Muslim. Er winkt einem weiter entfernten Ford Transit zu, um ihm Zeichen zu geben, dass alles okay ist. „Ist mein Bruder!“ Ich werde auf der Fahrt noch viele Brüder kennenlernen.

Ich gebe „Hauptbahnhof Bamberg“ ins Navi ein und starte es, dabei fällt mir ein, dass ich die Sprache immer noch nicht umgestellt habe, seit drei Monaten bekomme ich im österreichischen Dialekt gesagt, wie ich zu fahren habe: „So fahre er doch zu, auf dieser Strecke!“ Mohammed stutzt kurz und fällt dann in lautes Gelächter, bei dem er sich feste auf die Schenkel klopft. „Hahaha, was sagt er da? Ist das lustig, Andy!“

Eine Stunde später weiß ich, dass Mohammed Korangelehrter ist und vier Kinder hat: „Ältester Sohn von erste’ Frau, andere Kind’ von zweite Frau.“ Ich stutze. „Wieviele Frauen hast du denn?“ „Andy, erst habe ich gehabt eine Frau, Amira. Dann habe ich noch geheiratet zweite Frau Fadila. Aber irgendwie, hm…, Amira hat nicht verstanden, warum zweite Frau. Schade. Habe ich dann gesagt, okaaaay -Scheidung! Jetzt habe ich nur noch zweite Frau. Im Koran bin ich noch verheiratet mit Amira, aber im Gesetz, ich bin geschieden mit Amira.“

„Ist ja wie bei den Katholiken, die sind auch für immer verheiratet.“ „Ja Andy, aber wenn nicht klappt, klappt nicht.“ Verlegene Pause. Floskel Andy: „Eine Frau kann auch schon so viel Ärger wie zwei Frauen machen.“ Mohammed lacht wieder laut und klopft sich auf die Schenkel: „Hast du Recht, Andy, hast du Recht!“

Ich frage ihn vorsichtig nach seinem Beruf, was offensichtlich nicht leicht zu erklären ist. Scheinbar fährt er nur durch die Gegend und redet mit anderen Muslimen, die alles seine Brüder sind und er gibt Ratschläge. Gar nicht so einfach für mich, nicht auf das Thema Al Quaida und Salafisten zu kommen. Ich versuche vom Thema abzulenken. „Wie hat dir denn Magdeburg gefallen, Mohammed?“ Blöde Frage, denke ich mir. „Andy, ich habe wenig gesehen von Stadt, weil wir gestern lange diskutiert haben über Razzia bei Salafisten. Ein Bruder hat mich gefragt, was ich davon halte. Ich muss da diplomatisch sein, weißt du, auch die Salafisten sind meine Brüder. Also habe ich gesagt, dass unser Prophet Mohammed wollte, dass wir mit andere’ Menschen unsere Lebensweise teilen, aber auch andere Lebensweise akzeptieren. Nicht einfach Koran verteilen. Ein Mensch kann nichts anfangen, wenn er einfach nur hat Koran.“

Da hat er Recht, der Mohammed. Scheint ein Gemäßiger zu sein. „Was hast du für Beruf, Andy?“ Hm. Gar nicht so einfach. Ich erkläre ihm, dass ich herumreise, auf Bühnen auftrete, aktuelle Themen behandele und Menschen unterhalte. „Andy, dann machst du das Gleiche wie ich, dann bist du ja auch mein Bruder!“ Mohammed lacht, freut sich und klopft ausnahmsweise mal mir auf die Schenkel.

Nach ein paar Minuten Schweigen holt er ein Buch aus seiner Tasche. O nein. Jetzt holt er den Koran und will mich also doch bekehren. Er blättert und liest. Leise. Für sich. Um ihm einen Gefallen zu tun, frage ich ihn: „Das ist der Koran?“ Mohammed verneint stumm und erklärt, weiter in sein Buch vertieft: „Nein, Andy. Ist Bedienungsanleitung von meine’ Receiver zu Hause. Verstehe die Kiste nicht.“

Okay, wenn er in Ruhe gelassen werden will. Bitte schön. Drehe ich eben das Radio an und suche nach einem geeigneten Sender. „Mohammed, was hörst du für Musik?“ Ungläubig schaut Mohammed von seinem Buch ab und mich an: „Koran verbietet Musik, Andy!“

Ups. Tschuldigung. Ich schalte das Radio wieder aus. Empört greift Mohammed meine Hand: „Andy, nein! Du kannst hören! Ist kein Problem. Hörst du deine Musik und ich lese mein Buch, macht jeder, das was er will!“ Ich erinnere mich an meine Zeit im Klosterinternat. Damals hat mir mal einer der Mönche eine BRAVO aus der Hand gerissen, mir um die Ohren gehauen und in den Müll geworfen. Da durfte nicht jeder das tun, was er will.

Noch 50 Kilometer. Mohammed wird wieder gesprächiger und erzählt von seiner Pilgerfahrt nach Mekka. Dort hat er viele Freunde, pardon, Brüder kennengelernt, die auch in Deutschland leben. „Hast du nur arabische Freunde?“ „Nein, Andy, natürlich nicht. Ich habe viele Freunde aus Deutschland, aber auch Alaska, Georgien, Japan und ein Bruder aus Kroatien. Wir treffen uns oft in Köln.“ „Aha, in der Moschee?“ „Nein, Andy, bei Straßenfest.“ „Ach so. Und ihr redet dann alle arabisch?“ Mohammed klopft mir vorwurfsvoll auf die Schulter. „Andy! Wir reden Deutsch natürlich! Integration, Andy! Integration!!“ Mohammed lacht.

„Wieviel Freunde hast du aus andere Land?“ Oha. Erwischt. „Ähm, zwei.“ Mohammed grinst breit: „Andy, jetzt hast du drei!“

Wir kommen am Bahnhof an. Mohammed bedankt sich und ich muss ihm versprechen, mich zu melden, sollte ich mal wieder in Bamberg sein. Ein Foto darf ich nicht machen. Das verbietet der Koran. Ganz schön streng, der Koran. Aber filmen darf ich ihn. Leider habe ich das noch nie mit meinem Handy gemacht, so bin lieder nur ich auf dem Video zu sehen. Muss ich ihn eben mal besuchen, den MohamEin Parkplatz am Magdeburger Hauptbahnhof. Im Radio kommt gerade ein Bericht über die Razzia bei den Salafisten in Braunschweig, als ich um die Ecke biege, um meine Mitfahrgelegenheit bis Bamberg abzuholen. Der Magdeburger Bahnhof ist typisch ostdeutsch: Kein Mensch zu sehen. Nur ein im Kaftan gekleideter, langbärtiger Muslim mit einem Fes auf dem Kopf winkt mir zu. O Gott. Ääh, bei Allah. Unter seinem Umhang meine ich den Bombengürtel schimmern zu sehen, einen Koffer hat er nicht dabei, nur eine kleine Handtasche. Da ist bestimmt der Zünder drin. Das wird doch keiner von den Salafisten sein? Vielleicht ist das so ‘ne neue Masche von denen: Bei der Mitfahrgelegenheit 3 Stunden über den Koran reden, bis man nachgibt, kann ja keiner raus. Wieso traut der sich überhaupt nach Magdeburg?

Intuitiv schalte ich die Nachrichten lieber aus, während der Mann breit grinsend meine Beifahrertür aufreißt und mich mit lauter und kratziger Stimme begrüßt: „Hallo, Guten Tag! Mein Name ist Mohammed, sehr angenehm!“ Wenigstens ein höflicher Muslim. Er winkt einem weiter entfernten Ford Transit zu, um ihm Zeichen zu geben, dass alles okay ist. „Ist mein Bruder!“ Ich werde auf der Fahrt noch viele Brüder kennenlernen.

Ich gebe „Hauptbahnhof Bamberg“ ins Navi ein und starte es, dabei fällt mir ein, dass ich die Sprache immer noch nicht umgestellt habe, seit drei Monaten bekomme ich im österreichischen Dialekt gesagt, wie ich zu fahren habe: „So fahre er doch zu, auf dieser Strecke!“ Mohammed stutzt kurz und fällt dann in lautes Gelächter, bei dem er sich feste auf die Schenkel klopft. „Hahaha, was sagt er da? Ist das lustig, Andy!“

Eine Stunde später weiß ich, dass Mohammed Korangelehrter ist und vier Kinder hat: „Ältester Sohn von erste’ Frau, andere Kind’ von zweite Frau.“ Ich stutze. „Wieviele Frauen hast du denn?“ „Andy, erst habe ich gehabt eine Frau, Amira. Dann habe ich noch geheiratet zweite Frau Fadila. Aber irgendwie, hm…, Amira hat nicht verstanden, warum zweite Frau. Schade. Habe ich dann gesagt, okaaaay -Scheidung! Jetzt habe ich nur noch zweite Frau. Im Koran bin ich noch verheiratet mit Amira, aber im Gesetz, ich bin geschieden mit Amira.“

„Ist ja wie bei den Katholiken, die sind auch für immer verheiratet.“ „Ja Andy, aber wenn nicht klappt, klappt nicht.“ Verlegene Pause. Floskel Andy: „Eine Frau kann auch schon so viel Ärger wie zwei Frauen machen.“ Mohammed lacht wieder laut und klopft sich auf die Schenkel: „Hast du Recht, Andy, hast du Recht!“

Ich frage ihn vorsichtig nach seinem Beruf, was offensichtlich nicht leicht zu erklären ist. Scheinbar fährt er nur durch die Gegend und redet mit anderen Muslimen, die alles seine Brüder sind und er gibt Ratschläge. Gar nicht so einfach für mich, nicht auf das Thema Al Quaida und Salafisten zu kommen. Ich versuche vom Thema abzulenken. „Wie hat dir denn Magdeburg gefallen, Mohammed?“ Blöde Frage, denke ich mir. „Andy, ich habe wenig gesehen von Stadt, weil wir gestern lange diskutiert haben über Razzia bei Salafisten. Ein Bruder hat mich gefragt, was ich davon halte. Ich muss da diplomatisch sein, weißt du, auch die Salafisten sind meine Brüder. Also habe ich gesagt, dass unser Prophet Mohammed wollte, dass wir mit andere’ Menschen unsere Lebensweise teilen, aber auch andere Lebensweise akzeptieren. Nicht einfach Koran verteilen. Ein Mensch kann nichts anfangen, wenn er einfach nur hat Koran.“

Da hat er Recht, der Mohammed. Scheint ein Gemäßiger zu sein. „Was hast du für Beruf, Andy?“ Hm. Gar nicht so einfach. Ich erkläre ihm, dass ich herumreise, auf Bühnen auftrete, aktuelle Themen behandele und Menschen unterhalte. „Andy, dann machst du das Gleiche wie ich, dann bist du ja auch mein Bruder!“ Mohammed lacht, freut sich und klopft ausnahmsweise mal mir auf die Schenkel.

Nach ein paar Minuten Schweigen holt er ein Buch aus seiner Tasche. O nein. Jetzt holt er den Koran und will mich also doch bekehren. Er blättert und liest. Leise. Für sich. Um ihm einen Gefallen zu tun, frage ich ihn: „Das ist der Koran?“ Mohammed verneint stumm und erklärt, weiter in sein Buch vertieft: „Nein, Andy. Ist Bedienungsanleitung von meine’ Receiver zu Hause. Verstehe die Kiste nicht.“

Okay, wenn er in Ruhe gelassen werden will. Bitte schön. Drehe ich eben das Radio an und suche nach einem geeigneten Sender. „Mohammed, was hörst du für Musik?“ Ungläubig schaut Mohammed von seinem Buch ab und mich an: „Koran verbietet Musik, Andy!“

Ups. Tschuldigung. Ich schalte das Radio wieder aus. Empört greift Mohammed meine Hand: „Andy, nein! Du kannst hören! Ist kein Problem. Hörst du deine Musik und ich lese mein Buch, macht jeder, das was er will!“ Ich erinnere mich an meine Zeit im Klosterinternat. Damals hat mir mal einer der Mönche eine BRAVO aus der Hand gerissen, mir um die Ohren gehauen und in den Müll geworfen. Da durfte nicht jeder das tun, was er will.

Noch 50 Kilometer. Mohammed wird wieder gesprächiger und erzählt von seiner Pilgerfahrt nach Mekka. Dort hat er viele Freunde, pardon, Brüder kennengelernt, die auch in Deutschland leben. „Hast du nur arabische Freunde?“ „Nein, Andy, natürlich nicht. Ich habe viele Freunde aus Deutschland, aber auch Alaska, Georgien, Japan und ein Bruder aus Kroatien. Wir treffen uns oft in Köln.“ „Aha, in der Moschee?“ „Nein, Andy, bei Straßenfest.“ „Ach so. Und ihr redet dann alle arabisch?“ Mohammed klopft mir vorwurfsvoll auf die Schulter. „Andy! Wir reden Deutsch natürlich! Integration, Andy! Integration!!“ Mohammed lacht.

„Wieviel Freunde hast du aus andere Land?“ Oha. Erwischt. „Ähm, zwei.“ Mohammed grinst breit: „Andy, jetzt hast du drei!“

Wir kommen am Bahnhof an. Mohammed bedankt sich und ich muss ihm versprechen, mich zu melden, sollte ich mal wieder in Bamberg sein. Ein Foto darf ich nicht machen. Das verbietet der Koran. Ganz schön streng, der Koran. Aber filmen darf ich ihn. Leider habe ich das noch nie mit meinem Handy gemacht, so bin lieder nur ich auf dem Video zu sehen. Muss ich ihn eben mal besuchen, den Mohammed.

Video:
http://youtu.be/GNlOmLuZOqA

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